Singen ist das Tor zur Seele eines Menschen. Egal ob Du selbst singst oder dem Gesang eines anderen lauschst: Singen löst Gefühle aus und es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass Singen das Wohlbefinden steigern kann. Doch wie kann man singen lernen, ohne klassischen Gesangsunterricht? Wir geben Dir Tipps, wie Du bequem von zu Hause singen lernen kannst.
Wie kann man singen lernen ohne Gesangsunterricht?
Es gibt Menschen, die mit einem derartigen Talent gesegnet sind, dass sie auch ohne Gesangsunterricht jeden Ton perfekt treffen. Ausnahmetalent Freddy Mercury soll etwa nie Unterricht erhalten haben und gilt trotzdem bis heute als einer der besten Sänger, die es jemals gab.
Wenn Du Talent hast und bereits gut singen kannst, gibt es dennoch zahlreiche Techniken, um das Maximum aus Deiner Stimme herauszuholen und Deine Stimme auf lange Sicht nicht zu schädigen. Singen lernen kannst Du auch ohne Gesangsunterricht. Die wichtigsten Tipps und Tools wollen wir Dir hier näher bringen.
Finde Deine Stimmlage
Jeder Sänger hat eine eigene Stimmlage, die er am Anfang bestimmen und kennen muss. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen männlichen und weiblichen Stimmlagen. Damit Du Deine Stimmlage ohne die Hilfe eines Lehrers bestimmen kannst, solltest Du erstmal die wichtigsten Begriffe kennen.
Entscheidend für die Bestimmung der Stimmlage ist die Tessitur bzw. Range einer Stimme. Damit wird der Teil des physisch möglichen Stimmumfangs benannt, den ein Sänger dauerhaft klangschön und mit dem erforderlichen Timbre erzeugen kann, ohne physische Schäden davonzutragen. Also der Bereich, indem Du Dich stimmlich wohlfühlst und die Töne treffen kannst, ohne sie zu pressen.
Es gibt männliche und weibliche Stimmlagen. Bei den männlichen Stimmlagen wird unterschieden zwischen:
- Bass: Wenn Du besonders tiefe Töne mit Leichtigkeit singen kannst, dann entspricht Deine Stimme dem Bass. Dein Stimmumfang reicht also ungefähr von den Noten F bis f’. Beispiele für berühmte Bass-Sänger sind Leonard Cohen, Johnny Cash, Barry White oder auch Rammstein-Sänger Till Lindemann.
- Bariton: Im mittleren Bereich befindet sich die Stimmlage des Bariton, mit einem Stimmumfang der etwa von G bis g’ reicht. Mit der Kopfstimme kannst Du als Bariton auch den Ton b‘ erreichen. Berühmte Sänger dieser Stimmlage sind David Bowie, John Mayer, Mick Jagger und Kurt Cobain.
- Tenor: Falls Du ein Mann mit einer hohen Singstimme bist, dann zählst Du zu den Tenören. Dein Stimmumfang reicht ungefähr von c bis a‘. Berühmte Tenöre sind zum Beispiel die Opernstars Jonas Kaufmann und Luciano Pavarotti, aber auch Sänger wie Bryan Adams, Ed Sheeran, Justin Timberlake und Stevie Wonder.
- Countertenor: Damit werden Tenöre bezeichnet, die mithilfe der sogenannten Falsett-Technik bzw. Kopfstimme weibliche Stimmlagen (Alt oder Sopran) singen können. Sie sind allerdings sehr selten und eher in der klassischen Musik vertreten. Aktuelle Beispiele sind die Opernsänger Andreas Scholl und Philippe Jaroussky.
Weibliche Stimmlagen sind oft etwas schwieriger zu bestimmen. Viele Frauen denken, sie singen Sopran, dabei entspricht ihr Stimmumfang eher einem hohen Mezzosopran. Hier heißt es üben und ausprobieren, in welchen Bereichen Du Dich beim Singen stimmlich wohlfühlst. Grundsätzlich werden folgende Stimmlagen unterschieden:
- Alt: Die tiefe weibliche Stimmlage wird als Alt bezeichnet und hat einen Stimmumfang von etwa g bis e. Reine Altstimmen sind eher selten, denn die meisten Frauen singen eher einen tiefen Mezzosopran und kommen nicht bis zum tiefsten Ton g. Berühmte Sängerinnen, die Alt singen, sind zum Beispiel Cher, Annie Lennox, Tina Turner und Lady Gaga. Die meisten von ihnen entsprechen aber wie gesagt eher einem tiefen Mezzosopran.
- Mezzosopran: Damit wird die Stimmlage zwischen Alt und Sopran bezeichnet, die einen Stimmumfang von etwa a bis f’’ umfasst. Oft gibt es eher tiefe oder hohe Mezzosopranistinnen, deren Umfang unter das a bzw. über das f’’ reichen.. Berühmte Mezzosopranistinnen sind etwa Adele, Pink, Aretha Franklin und Miley Cyrus.
- Sopran: Die höchste weibliche Stimmlage umfasst die Noten von c’ bis a’’, wobei manche Sängerinnen sogar noch höhere Töne treffen können. Berühmte Sängerinnen sind Christina Aguilera, Mariah Carey, Celine Dion und die Opernsängerin Anna Netrebko.
Es gibt natürlich auch Sänger und Sängerinnen, die einen sehr großen Stimmumfang besitzen und daher mehrere Oktaven abdecken. Freddie Mercury hatte zum Beispiel einen Stimmumfang von 3,5 Oktaven. Den Rekord hält aber Guns’n’Roses Sänger Axl Rose mit unglaublichen 5 Oktaven, knapp gefolgt von Mariah Carey. Sie können also mehrere Stimmlagen problemlos singen.
Entscheide Dich für eine Gesangsart
Sobald Du weißt, welche Stimmlage Dir liegt, solltest Du Dich für eine Gesangsart entscheiden. Zwischen klassischem, Jazz-, Rock- und Popgesang gibt es nämlich große Unterschiede, insbesondere was die Technik angeht. Frage Dich selbst: Was gefällt und liegt Dir am besten?
Grundsätzlich orientieren sich Jazz-, Rock- und Popsänger vor allem an der Sprechstimme, während klassische Sänger ihre Stimme „künstlich“ verändern, nämlich durch die sogenannte Tild-Technik: Die Stimmlippen werden durch die Stimmknorpel in die Länge gezogen und dadurch dünner. Professionelle Sänger eignen sich meist ein ganzes Repertoire an: Sie haben eine klassische Gesangsausbildung genossen, beherrschen aber auch Jazz- und Rockgesang.
Für den Anfang solltest Du Dich auf eine Gesangsart festlegen, damit Du diese perfektionieren kannst.
Praktische Tipps fürs Singen üben
Auch ohne Gesangsunterricht, gibt es einige Dinge auf die Du als Anfänger achten kannst. Diese sind zum Beispiel:
- Bewusst atmen: Atmen muss gelernt sein, vor allem wenn Du gut singen möchtest. Um die richtigen Töne zu treffen brauchst Du nicht viel Luft. Atme also nicht in den Brustraum, sondern in Deinen Bauch. Um das zu üben, legst Du am besten eine Hand auf den Bauch und atmest tief ein, bis sich Deine Bauchdecke hebt. Wenn Du Deine Hände an die Taille legst und einatmest, sollte sich Dein Bauchraum weiten.
- Lockere Deine Gesichtsmuskulatur: Oft verspannen wir unsere Gesichtsmuskulatur ohne es zu merken. Lockere also Deine Kiefer-, Wangen- und Stirnmuskulatur, indem Du sie mit beiden Händen massierst. Das hilft Dir beim Singen, um die richtigen Töne zu treffen.
- Achte auf Deine Körperhaltung: Nur mit einer guten Haltung kann sich Deine Stimme auch voll entfalten. Stelle Dich mit beiden Füßen fest, aber entspannt auf den Boden. Deine Knie sollten nicht ganz durchgestreckt, sondern leicht gebeugt sein. Deinen Rücken hältst Du gerade und die Schultern locker. Deine Bauchmuskeln sollten leicht angespannt sein und Dein Kinn leicht zur Brust gebeugt, damit sich Deine Nackenmuskulatur entspannen kann.
- Einsingen vor jeder Übung: Auch wenn Du alleine daheim singen übst, solltest Du Dich immer einsingen und Deine Stimme aufwärmen. Singe zum Beispiel Variationen der Tonleiter.
- Lebe gesund: Ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung und viel Flüssigkeit sind wichtig, damit Du und Deine Stimme fit bleiben. Durchzechte Nächte und starkes Rauchen sind hingegen Gift für die Stimme. Pflege sie und achte auf eine möglichst gesunde Lebensweise.
Die Alternative: Online Gesangsunterricht
Gerade als Anfänger ist es schwer alleine das Singen zu lernen, ohne jegliche Anleitung. Online gibt es aber verschiedene Angebote, die sich auch für den kleinen Geldbeutel eignen: Es gibt Tutorials auf YouTube (völlig kostenlos), Onlinekurse (kostenpflichtig, aber meist günstiger als Unterricht bei einem privaten Gesangslehrer) und viele praktische Apps. Diese bieten Dir sogar die Möglichkeit einzusingen und zu überprüfen, ob Du die Töne triffst.
Wir können Dir auch den online Gesangsunterricht mit Jonas Kaufmann empfehlen. In seinem mehr als 8 Stunden umfassenden Videokurs lernst Du Deine Stimmlage zu finden, findest heraus worauf es beim Einsingen ankommt, wie Du zwischen Takt und Timing die Musik fühlst und wie Du den Spagat zwischen Gesang und Schauspiel meisterst. Im Kurs findest Du außerdem viele praktische Übungen, anhand denen Du singen lernen und Deine Technik verbessern kannst.