Kurzgeschichten sind mehr als eine Fingerübung für Schriftsteller und Schriftstellerinnen: Sie stellen eine eigene literarische Gattung dar und handeln Erzählungen auf wenigen Seiten ab. Doch was sind eigentlich die Merkmale einer Kurzgeschichte?
Kurz und bündig: Merkmale einer Kurzgeschichte
Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei einer Kurzgeschichte um eine kurze Erzählung, die auf wenigen Seiten abgehandelt wird. Sie ist ein junges literarisches Genre, welches sich erst im 20. Jahrhundert im US-amerikanischen Raum entwickelt hat. Heute gehört sie, wegen ihres geringen Umfangs, zu den kleinen epischen Formen. Sie ist also eine Untergattung der Epik.
Viele angehende Schriftsteller und Schriftstellerinnen schreiben Kurzgeschichten, bevor sie sich an größere Projekte wie ein Buch wagen. Doch das bedeutet nicht, dass es leichter ist, sie zu schreiben. Als Autor oder Autorin musst du dich kurz halten, hast also keine Zeit, dich zu verkünsteln, sondern musst dich voll und ganz auf deine Handlung konzentrieren. Es gibt bestimmte Merkmale einer Kurzgeschichte, die du beachten und kennen solltest, damit du diesen berühmten roten Faden nicht verlierst.
Zum einen hat eine Kurzgeschichte einen Umfang von wenigen Zeilen bis zu wenigen Seiten. Anders als bei längeren Textgattungen gibt es keine näheren Kommentare und Erklärungen, denn der Leser muss sich diese selbst erschließen können, sollte dabei unterhalten und gegebenenfalls zum Nachdenken angeregt werden. Doch neben der Textlänge gibt es noch andere Merkmale einer Kurzgeschichte, die du beachten solltest.
1. Keine Einleitung
Bei einem Roman führst du deine Leser erst mal ins Geschehen ein. Das erste Kapitel dient als Einleitung in die Geschichte, es werden der Protagonist, der Ort und der zeitliche Rahmen vorgestellt. Anders verhält es sich bei der Kurzgeschichte: Sie steigt unmittelbar ins Geschehen ein, ohne dass der Leser etwas von der Vorgeschichte der Personen oder dem Ort der Handlung erfährt. Er befindet sich also von Anfang an mitten in der Geschichte.
Für dich als Autor oder Autorin hat das den Vorteil, dass du direkt zur Sache kommen kannst. Die Schwierigkeit besteht aber darin, dass deine Erzählung den Leser packen und unmittelbar hineinziehen sollte. Meist behandeln Kurzgeschichten ganz alltägliche Situationen wie einen Beziehungsstreit oder eine Begegnung zwischen zwei Menschen. Sie sind lediglich Fragmente eines großen Ganzen, von dem der Leser nichts weiter erfährt. Wenn du eine Kurzgeschichte schreibst, konzentrierst du dich also auf einen einzelnen Handelsstrang mit einem oder wenigen Charakteren.
2. Der zeitliche Rahmen
Da du dich auf einen Handlungsstrang begrenzt, deckt deine Erzählung meist nur einen Zeitraum von wenigen Minuten bis einigen Stunden ab. Gerade das macht Kurzgeschichten aus. Die Zeit, in der sie spielen, bleibt dabei meistens unbestimmt und es gibt keine Zeitsprünge. Du konzentrierst dich alleine auf den Moment, erzählst also chronologisch und linear.
3. Unbestimmter Ort
Auch der Ort der Handlung wird meist nicht näher bestimmt, da eine Kurzgeschichte unmittelbar erzählt. Anders als in anderen Textsorten gibst du deinen Lesern keine weiteren Informationen zum Schauplatz, sondern konzentrierst dich voll und ganz auf das Geschehen. Ortswechsel kommen in Kurzgeschichten nur selten vor: Meist halten sich die Figuren an einem Ort auf.
4. Der Höhepunkt in der Kurzgeschichte
Bei einer Kurzgeschichte handelt es sich um eine literarische Textgattung, die den Leser unterhalten und zum Nachdenken anregen soll. Auch wenn die beschriebenen Situationen alltäglich sind, sollte es einen wichtigen Wendepunkt geben, meist im Leben einer Person. Vielleicht erfährt dein Protagonist vom Tod eines geliebten Menschen. Oder er befindet sich während eines Banküberfalls mitten im Geschehen.
Der Höhepunkt deiner Geschichte sollte einen Einschnitt darstellen, der das Leben des oder der Protagonisten völlig auf den Kopf stellt. Nicht selten handeln Kurzgeschichten von Schicksalsschlägen oder einschneidenden Ereignissen, nach denen nichts mehr so sein wird wie vorher. Dieses „Vorher“ muss sich der Leser allerdings selbst vorstellen, genauso wie das „Nachher“.
5. Offenes Ende
Eines der wichtigsten Merkmale der Kurzgeschichte ist das offene Ende, welches den Leser mit Fragen zurücklässt. Er erfährt in der Regel nicht, wie die Geschichte zu Ende gehen wird und kann lediglich seine eigenen Schlüsse ziehen. Deswegen werden Kurzgeschichten bereits in der Schule gerne interpretiert. Was will der Autor oder die Autorin seinem Leser sagen? Was passiert mit dem Protagonisten in der Zukunft? Diese Fragen bleiben offen.
Egal wovon deine Kurzgeschichte handelt: Sie ist letztendlich eben nur ein Ausschnitt eines großen Ganzen, welches du der Fantasie deiner Leser überlässt. Die Aussage deines Textes ist in gewisser Weise allgemeingültig und offen für jegliche Interpretation. Gerade das macht die Kurzgeschichte so besonders.
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