„Die Requisite, sowohl im Theater als auch im Film, sagt natürlich sehr viel aus über eine Person.“ Deswegen ist sie laut Heiner Lauterbach ein wichtiges Instrument für die Dramaturgie von Geschichten. Dabei sollte ihr Einsatz nicht zu plakativ wirken. Wie das gelingt, erklärt der Schauspieler in seinem Meet Your Master Kurs und in diesem Artikel.
Was ist eine Requisite und wie wendet man sie an?
Ein Requisit (vom Lateinischen requisita, zu Deutsch Bedürfnis) ist ein beweglicher Gegenstand, der zur Ausstattung von Szenen dient. Darüber hinaus gibt es im Theater das Bühnen- und beim Film das Szenenbild. Theatergeschichtlich spielt sie von Anfang an eine tragende Rolle: Im griechischen Theater der Antike wurden zum Beispiel Masken als Requisiten eingesetzt. Sie übernehmen auch heute wichtige Funktionen im Handlungsablauf und können sogar als Protagonist eines Werks auftreten. So zum Beispiel in Mozarts Oper Die Zauberflöte oder in Steven Spielbergs filmischem Historiendrama Schindlers Liste.
Ein Requisit steht immer im Dienst einer Figur und kann dem Zuschauer sehr viel über deren Charakter verraten: Wenn ein steinreicher Gutsherr zum Beispiel mit einem ganz kurz gespitzten Bleistift schreibt, lässt das darauf schließen, dass er sehr sparsam, vielleicht sogar geizig ist. Schreibt er hingegen mit einem goldenen Füller, erhält der Zuschauer direkt einen ganz anderen Eindruck von ihm.
Des Weiteren kann sie auch praktisches Hilfsmittel sein: Mit einem Requisit lässt sich ganz leicht eine zweite Ebene aufbauen, um den Schauspieler bei einer bestimmten Szene zu unterstützen. Als Heiner Lauterbach einmal Regie führte, hatte einer seiner Darsteller Probleme mit einer Szene. Er konnte den Text nicht natürlich darstellen. Heiners Lösung: Er ließ den Schauspieler Scrabble spielen lassen. Die Szene bekam dadurch etwas Selbstverständliches und der Schauspieler war in der Lage, sich besser zu auszudrücken.
Requisiten können außerdem Spannung erzeugen. Ein Beispiel von Heiner Lauterbach: Ein Kommissar sitzt einem Verdächtigen gegenüber, der auffällig Kaugummi kaut. Als der Kommissar einen Anruf bekommt und erfährt, dass am Tatort Patronenhülsen und Kaugummipapier gefunden wurden, wiederholt er diese Information laut vor dem Verdächtigen. Dieser hört sofort mit dem Kauen des Kaugummis auf. Das sorgt für einen wichtigen Wendepunkt im Handlungsablauf und führt den Kommissar, wie auch den Zuschauer, auf eine neue Fährte.
Für jede Szene die richtigen Requisiten: Der Beruf des Requisiteurs
Deswegen gibt es sowohl bei Film- und Fernsehproduktionen als auch beim Theater einen Requisiteur: Er gehört mit zu den ältesten Berufen in der darstellenden Kunst und ist für die Ausstattung einer Produktion verantwortlich. Also für alles, was auf der Bühne oder in einer Filmszene zu sehen ist und nicht zum Kostüm gehört: Das können Pflanzen, Bücher, Telefone, Koffer, Kerzen, Kronleuchter oder Geschirr sein.
Requisiteure arbeiten eng mit den Szenenbildnern zusammen und überlegen anhand des Drehbuchs, welche Requisiten benötigt und von ihnen beschafft werden müssen. Theaterrequisiteure bedienen sich beim sogenannten Theatermagazin, Filmrequisiteure beim Filmfundus. Dort findet sich von antiken Möbelstücken bis zu Weltraumwaffen alles, was man an Requisiten gebrauchen könnte.
Er sollte außerdem in der Lage sein, Requisiten selbst herzustellen und in gewisser Weise zu erfinden. Das ist zum Beispiel bei vielen aufwendigen Fantasy- oder Science-Fiction-Verfilmungen nötig. Zudem ist er für die Instandhaltung, Pflege und Reparatur der Requisiten verantwortlich, kümmert sich um die Kalkulation und dokumentiert alle anfallenden Kosten für die Requisiten.
Wie wird man Requisiteur?
Wenn du Requisiteur werden möchtest, solltest du dich gut mit Stilkunde und Kulturgeschichte auskennen. Du musst wissen, welche Gegenstände in bestimmte Jahrzehnte und Epochen passen, aber auch ein gutes Auge für Design besitzen. Beim Requisiteur handelt es sich nicht um einen Ausbildungsberuf, du kannst aber eine Weiterbildung zum „Geprüften Requisiteur“ bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) absolvieren. Diese dauert etwa ein Jahr.
Die meisten Requisiteure sind Quereinsteiger, die zum Beispiel eine Ausbildung zum Schreiner abgeschlossen und dann bei Film und Theater erste Erfahrung gesammelt haben. Die Zusatzausbildung bei der IHK ist dennoch sehr hilfreich und für den weiteren Karriereweg empfehlenswert.
Als Requisiteur trägst du natürlich auch die Verantwortung für die Schauspieler: Werden etwa Schreckschusswaffen eingesetzt, dann musst du den Darstellern eine genaue Einweisung geben und sicherstellen, dass die Waffen keine Gefahr darstellen. Viele Theater- und Filmwaffen sind nämlich echte Pistolen, die unschädlich gemacht wurden.
Es handelt sich definitiv um einen sehr kreativen und abwechslungsreichen Beruf mit vielen unterschiedlichen Aufgaben. Der Requisiteur trägt mit seiner Arbeit viel für die gelungene Dramaturgie des Films oder Theaterstücks bei. Wie oben bereits erwähnt: Requisiten erzählen Geschichten und Requisiteure sind damit die stillen Helden einer jeden gelungenen Produktion.