Unterhaltung und Kunst

Die wichtigsten Kameraeinstellungen für Filmemacher

02.03.2021
Die wichtigsten Kameraeinstellungen für Filmemacher

Im Laufe der Filmgeschichte hat sich eine ganz eigene Filmsprache für visuelles Erzählen entwickelt. Diese wird vor allem durch die Kameraeinstellungen festgelegt. Welche Einstellungsgrößen es gibt und wie sie definiert werden, liest du in diesem Artikel.

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Was versteht man unter Kameraeinstellungen?

Mit Kameraeinstellungen sind in diesem Artikel nicht die technischen (Menü-)Einstellungen einer Filmkamera gemeint, sondern das Zusammenspiel von Bildausschnitten und Einstellungsgrößen. In diesem Sinne handelt es sich bei einer Kameraeinstellung um eine bestimmte Zeitspanne, in der eine Kamera vom Schlagen der Filmklappe an ohne Unterbrechung läuft. Im Englischen spricht man hier auch vom sogenannten Take. 

Einstellung und Einstellungsgröße können synonym verwendet werden: Sie definieren, wie etwas gefilmt wird, es geht also um den Bildinhalt und den Bildausschnitt. Die Kameraperspektive legt wiederum fest, aus welchem Winkel eine Einstellung gedreht wird. 

Für das filmische bzw. visuelle Erzählen sind unterschiedliche Kameraeinstellungen essenziell. Nur wenn die Anschlüsse zwischen den einzelnen Bildern und Szenen passen, entsteht eine Geschichte. Das sogenannte Storyboard hilft dem Regisseur, den Überblick nicht zu verlieren, indem es Bild für Bild die nötigen Einstellungen darstellt.

Wichtig ist im Zusammenhang mit der Einstellungsgröße auch die Kadrage, manchmal auch Framing genannt. Sie hilft, die Einstellungsgröße zu bestimmen und gibt dem Filmbild einen Rahmen: Zuerst wird bestimmt, was in die Kadrage bzw. den Bildrahmen gehört, dann erst wird es umgesetzt.

Welche Kameraeinstellungen gibt es?

Die unterschiedlichen Einstellungsgrößen erfüllen immer auch eine Funktion: Je kleiner ein Bildausschnitt ist, desto wichtiger ist das Gezeigte: Es handelt sich etwa um Details, Emotionen oder wichtige Hinweise. Kleine Einstellungsgrößen erzeugen Spannung und Nähe, da sie den Blick auf das Wesentliche lenken, anstatt das große Ganze aufzuzeigen. Große Bildausschnitte geben eher die Gesamtsituation wieder und erzeugen ein Gefühl für die Atmosphäre. Dabei unterscheidet man die folgenden klassischen Einstellungsgrößen: 

Detail

Bei der Detailaufnahme wird ein sehr kleiner Bildausschnitt gezeigt, indem die Kamera sehr nah an einen Gegenstand oder einen Menschen herangeht bzw. zoomt. Die Einstellung eignet sich besonders, um ein Gefühl der Nähe zwischen einer Figur und dem Zuschauer herzustellen. So kann Letzterer sich besser in den Charakter hineinversetzen (Stichwort: Identifikation) und verstehen, was in ihm vorgeht. 

Ein Beispiel hierfür sind etwa die Detailaufnahmen im Film Requiem for a Dream (2000): Das Drama von Darren Aronofsky behandelt das Thema Drogensucht. Die „Highs“ der Figuren werden in schnell zusammengeschnittenen Bildmontagen dargestellt, die unter anderem die Veränderung der Pupillen zeigen und den Rausch so perfekt in Szene setzen.

Wenn eine Detailaufnahme eines Gegenstands gezeigt wird, zum Beispiel der Lauf eines Revolvers, wird damit dessen Wichtigkeit für die Handlung unterstrichen. Allgemein gibt diese Kameraeinstellung dem Zuschauer wichtige Detailinformationen für die Handlung wieder. 

Groß

Die nächstgrößere Einstellung zeigt zum Beispiel den Kopf einer Person von den Schultern aufwärts. Dadurch können die Gefühle und Gedanken eines Charakters sehr gut dargestellt werden. Da die Mimik des kompletten Gesichts gut erkennbar ist, zeichnen sich Trauer, Freude oder Wut hervorragend ab.

Nahe

Bei der Nahen wird nicht nur der Kopf, sondern auch der Oberkörper einer Person gezeigt. Meist endet die Einstellung etwa auf Höhe des Bauches. Der Hintergrund ist gut erkennbar, während der Fokus auf dem Kopf der Person bleibt. Auch hier steht die Mimik im Mittelpunkt, der Zuschauer schaut der Filmfigur regelrecht ins Gesicht und kann ihre Emotionen gut ablesen.

Amerikanische

Bei der Amerikanischen ist der Name Programm, denn diese Filmeinstellung hat ihren Ursprung im amerikanischen Western. Sie zeigt eine Person vom Kopf bis zum Oberschenkel, wo im Westernfilm der sogenannte Colt hängt.

Die Bewegungen der Arme und Hände sind stets gut erkennbar und die Einstellung eignet sich perfekt, um ein Duell zwischen zwei Personen darzustellen. Diese gehören in Filmen über den Wilden Westen fest dazu. Manchmal spricht man hier auch vom sogenannten Medium Shot, wobei dieser meist nur bis zur Hüfte geht und die Hände unter Umständen nicht im Bild zu sehen sind.

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Halbnahe

Bei der Halbnahen wird eine Person fast komplett, bis etwas über die Knie, gezeigt. Die Situation, in der sie sich befindet, ist dadurch gut erkennbar und auch weitere Personen finden in dieser Kameraeinstellung genug Platz. Der Zuschauer kann die Körpersprache der agierenden Figur(-en) gut erfassen.

Halbtotale

Hier wird ein großer Teil des Raumes gezeigt und die Person ist jetzt von Kopf bis Fuß zu sehen. Auch andere Gegenstände sind gut erkennbar. Meist wird die Filmfigur in einer charakteristischen Situation, zum Beispiel auf dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit oder wartend an der Bushaltestelle dargestellt. 

Totale

Bei der Totalen sieht der Zuschauer den gesamten Raum mit allen anwesenden Personen und Gegenständen. Ihm wird dadurch eine Orientierung gegeben, da die Totale einen Überblick herstellt und ins Filmgeschehen einführt. Details sind kaum erkennbar, denn zwischen der Kamera und dem Dargestellten liegt eine große Distanz. 

Die Totale wird oft als Opener, also als Eröffnungssequenz, eingesetzt. Die Aufnahme bettet die Handlung ins Umfeld ein und offenbart den Kontext, in dem etwas stattfindet. Das kann für den Zuschauer bedrückend oder auch befreiend wirken. Der Film Donnie Darko (2001) startet mit einer Totalen, die eine Landschaft zeigt und über eine Kamerafahrt auf einen leblos erscheinenden Körper zusteuert. Von Anfang an wird klar, dass die Grundstimmung dieses Films eher düster und mysteriös sein wird.

Weit

Hier wird eine weit ausgedehnte Landschaft gezeigt, zum Beispiel das Meer, ein Gebirgszug oder die Galaxis. Details sind dabei nicht erkennbar, dafür bekommt der Zuschauer ein gutes Gefühl für die Atmosphäre. Die Handlung des Films wird dabei vernachlässigt. Gerade in Dokumentarfilmen, in denen es um die Schönheit einer Landschaft geht, wird diese Kameraeinstellung gerne genutzt. 

Welche Kameraperspektiven gibt es?

Die Kameraperspektive bezeichnet die Position, in der die Kamera einen Gegenstand oder eine Figur filmt. Dabei unterscheidet man in:

  • Normalsicht: Die Kamera befindet sich auf derselben Höhe mit dem gefilmten Objekt, ist daher auf Augenhöhe mit den Schauspielern und Zuschauern. 
  • Untersicht: Hier positioniert sich die Kamera unterhalb der Augenhöhe einer Person. Sie zwingt nach oben zu blicken, so wie ein Kind zu einem Erwachsenen aufschaut. Der Schauspieler wirkt dadurch größer, mächtiger und manchmal auch bedrohlich.
  • Aufsicht: Die Kamera filmt aus einer Position, die etwas oberhalb der Augenhöhe einer Person liegt. Ganz so, als würde eine größere Person auf eine kleinere blicken.
  • Froschperspektive: Sie wird auch extreme Untersicht genannt, denn die Kamera filmt hier von unten nach schräg oben. Meist wirken die Filmbilder dadurch beängstigend und verdeutlichen, dass die Schauspieler und Zuschauer eine untergeordnete Position einnehmen. 
  • Vogelperspektive: Wird wiederum auch extreme Aufsicht genannt, da die Kamera von oben nach schräg unten filmt. Im Gegensatz zur Froschperspektive bekommt der Zuschauer einen überlegenen Blickwinkel und einen guten Überblick über die Situation. Die dargestellten Personen und Gegenstände verlieren eher an Bedeutung.

Die Kameraeinstellungen und -perspektiven sind beim Dreh vor allem für den Regisseur entscheidend: Er orientiert sich am Storyboard, um die Schauspieler und den Rest der Filmcrew am Set zu delegieren und das nötige Material für seinen Film zu produzieren. Wie die Arbeit als Regisseur abläuft und welche Vorbilder ihn geprägt haben, erklärt dir Til Schweiger in seinem Meet Your Master Kurs zum Thema Filmemachen. Außerdem verrät er dir seine Tricks, wie du auch ohne große Namen einen Film erfolgreich vermarkten kannst. Ein spannender Kurs, der einen umfangreichen Einblick in die Welt des Films gibt.

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