Originelle Charaktere sind die wichtigste Zutat für eine spannende und lesenswerte Geschichte. Insbesondere mit dem Hauptcharakter sollten sich die Leser identifizieren und mitfiebern können. Doch wie erstellt man Romanfiguren, die überzeugen und zum Weiterlesen animieren?
Mit dem Hauptcharakter steht und fällt jede Geschichte
Schreiben will gelernt sein, auch wenn es kein Rezept für den perfekten Roman gibt. Du kannst dich als Autor oder Autorin zwar im Internet, in diversen Autorenratgebern oder während eines Workshops weiterbilden, wie du aus einer Idee den Stoff für ein spannendes Buch konzipierst und spannende Figuren entwickelst. Ein wirkliches Erfolgskonzept gibt es dafür aber nicht, denn jede Geschichte ist anders.
Erfolgreiche Romane, wie die Harry Potter-Buchreihe, haben zumindest immer eines gemeinsam: Einen starken Hauptcharakter, mit dem die Leser mitfühlen und eine gewisse Nähe entwickeln, wie zu einem Freund. Doch wie gelingt es auch dir einen solchen Hauptcharakter aufzubauen, der deine Leserschaft regelrecht in seinen oder ihren Bann zieht? Die folgenden vier Tipps können dir dabei helfen.
1. Dein Charakter muss sich entwickeln
Damit deine Geschichte spannend bleibt, sollte deine Hauptfigur eine aktive Entwicklung durchlaufen. Das schaffst du als Autor/-in, in dem du die Welt deines Charakters völlig auf den Kopf stellst. Zum Beispiel, indem deine Figur ein ganz bestimmtes Bild von sich selbst hat, etwa dass sie in einem behüteten Zuhause aufwächst. Doch dann passiert etwas und lässt sie komplett an sich und ihrem Weltbild zweifeln. Solche Konflikte stellen in Geschichten wichtige Wendepunkte dar und sind für den Spannungsaufbau von immenser Bedeutung.
Gib deiner Figur also ihre Katastrophen, damit sie über sich selbst hinauswachsen kann. Zwinge sie dazu, sich völlig neu zu orientieren, zu definieren und wiederzufinden. Im autobiografischen Bestseller Eat Pray Love sorgt zum Beispiel eine Scheidung und eine Sinnkrise dafür, dass die Hauptfigur (und Autorin), Elizabeth Gilbert, sich auf eine einjährige Reise durch Italien, Indien und Bali begibt, um sich selbst und Gott wieder näherzukommen und die Wunden der Vergangenheit zu heilen.
Zu Beginn des Buches erfährt man sehr viel über ihre aktuelle Lebenssituation, Träume, aber auch Niederlagen. Diese Informationen sind wichtig, damit die Leser die Protagonisten kennenlernen und ihre Entwicklung später aktiv miterleben können. Außerdem erhält eine Figur auf diese Weise die Motivation, ins Handeln zu kommen, zum Beispiel eine Weltreise zu unternehmen und sich selbst wiederzufinden.
2. Schwächen machen deinen Helden stärker
Dein Hauptcharakter muss nicht perfekt sein, ganz im Gegenteil: Eine oder mehrere Schwächen machen ihn nahbarer und für den Leser sympathischer. Außerdem kannst du diese für die im ersten Punkt beschriebene Entwicklung deiner Figur nutzen: Indem deine Hauptfigur zum Beispiel ihre Schüchternheit überwinden muss, damit das Objekt ihrer Begierde endlich auf sie aufmerksam wird.
Wichtig ist nur, dass du die Schwächen deines Hauptcharakters dafür nutzt, um die Handlung weiter voranzutreiben. Es bringt nichts, ständig von der Flugangst deiner Protagonistin zu sprechen, wenn im ganzen Buch kein Flugzeug vorkommt. Besser ist es, wenn sie mit ihren Ängsten konfrontiert und gezwungen wird, sie ein für alle Mal zu überwinden. Dadurch können Spannungsmomente aufgebaut werden, bei denen deine Leser mitfiebern und sich mit der Hauptfigur freuen können, wenn sie ihre Flugangst endlich in den Griff bekommt.
3. Gib deiner Romanfigur ein besonderes Merkmal
Harry Potter ist bekannt für seine Brille und seine blitzartige Narbe, Sherlock Holmes sieht man nie ohne seine Pfeife und James Bond trinkt seinen Martini immer geschüttelt, nicht gerührt. Diese Besonderheiten sind regelrechte Erkennungsmerkmale, mit denen die Figuren in die Geschichte eingegangen sind. Auch du kannst dir besondere Merkmale überlegen, um deine Figuren lebendig zu gestalten.
Dabei musst du es nicht übertreiben, denn mehr als ein bis zwei Besonderheiten sollten es pro Charakter nicht sein. Diese müssen sich auch nicht nur auf Äußerlichkeiten beziehen: Vielleicht ist es vielmehr eine Charaktereigenschaft, wie zum Beispiel Tollpatschigkeit, die deinen Protagonisten oder deine Protagonistin auszeichnet. Auch ein besonders klangvoller Name (wie etwa Miss Marple) sorgt dafür, dass eine Figur Lesern in Erinnerung bleibt.
4. Erstelle ein Charakterblatt
Damit du nicht den Überblick verlierst, empfiehlt es sich für deinen Protagonisten und die wichtigsten Figuren in deinem Roman ein Charakterblatt zu erstellen. Dort kannst du neben äußerlichen Merkmalen, der jeweiligen Vorgeschichte und Charaktereigenschaften alles notieren, was dir wichtig erscheint.
Vergiss dabei nicht, dass du als Autor allwissend bist. Natürlich sollten deine Leser zu Beginn der Geschichte genug über die Person erfahren, um sich ihr eigenes Bild zeichnen zu können. Aber bestimmte Punkte aus der Vergangenheit könnten deine Figur zum Beispiel erst im Verlauf der Geschichte einholen. Je interessanter du deine Figur gestaltest, indem du ihr psychologische Tiefe gibst, umso eher werden sich deine Leser mit ihr auseinandersetzen und wissen wollen, wie es mit ihr weitergeht.
Wieso deine Geschichte am besten “characterdriven” sein sollte
Insbesondere früher waren Geschichten vor allem „plotdriven“: Das heißt, die Handlung an sich stand im Vordergrund der Geschichte. Bis heute ist das zum Beispiel bei Krimis, Westernromanen und Komödien der Fall. Die Figuren sind quasi austauschbar, da sie keine Tiefe besitzen und der Leser nicht viel über ihre Vergangenheit erfährt.
Doch in den letzten Jahrzehnten hat hier ein Wandel stattgefunden. Anstatt der Handlung steht vielmehr der Held im Mittelpunkt der meisten Bücher und Filme. Sie werden also „characterdriven“ erzählt, indem der Protagonist oder die Protagonistin und seine oder ihre Entwicklung in den Mittelpunkt der Geschichte gerückt wird. Sie besitzen wahre Tiefe und damit ein viel höheres Identifikationspotenzial als etwa Karl Mays Winnetou, bei dem vor allem seine Abenteuer im Zentrum standen.
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