Die besten Regisseure und Produzenten haben immer ihre ganz eigene Filmsprache, die unverkennbar ihre Handschrift trägt. Du willst es ihnen gleichtun, Filme selber machen und Deine eigene Sprache finden? Erfolgsproduzent Nico Hofmann zeigt Dir, wie das gelingt.
Filme selber machen: Wie findest Du Deine Filmsprache?
Die Entwicklung Deiner eigenen Filmsprache ist etwas sehr Persönliches. Laut Nico Hofmann fließt beim Filmemachern immer auch die eigene psychologische und persönliche Entwicklung mit ein. Schließlich erzählt sich das, was man selbst kennt, meist am besten – besonders zu Beginn der eigenen Karriere.
Wer mit Mitte 20 einen Film macht, dessen Filmsprache wird sich von einem erfahrenen Regisseur in seinen 50ern stark unterscheiden. Die eigene Lebensphase und Realität gibt beim Filmemachen immer den Takt vor. Mit Mitte 20 hast Du einen jugendlichen Blick auf die Welt, bist eher unbeschwert und musst Dich gleichzeitig als junger Erwachsener zurechtfinden.
Ein 56-Jähriger hat hingegen schon einiges erlebt, hat vielleicht Kinder und sogar schon die ersten Enkel und verfügt über eine gewisse Lebenserfahrung. In diesem Alter stehst Du selbstbewusst mit beiden Beinen im Leben, bist nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht wirklich alt.
Laut Nico Hofmann sind seine ersten Filme, die er als Student an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) München umgesetzt hat, elementar wichtig. Auch wenn er sie heute, rund 40 Jahre später, ganz anders angehen würde. Laut ihm gehört es dazu, dass man seinen eigenen Weg als Filmemacher sehr direkt und ehrlich geht.
Erst mit der Zeit und etwas Erfahrung entwickelt sich automatisch eine individuelle Bildsprache und ein Blick für das filmische Erzählen. Es gibt die unterschiedlichsten Vorgehensweisen, um Filme selber machen und eine Erzählweise entwickeln zu können. Das Thema des Films ist dafür essenziell.
Lass Dich von Deiner eigenen Biografie inspirieren
Bei der Suche nach Themen für einen Film bietet sich die eigene Lebensgeschichte sehr gut an. Nico Hofmanns erster Film „Treibsand“ handelte zum Beispiel von der Scheidung seiner Eltern. Ein sehr persönliches Ereignis, dass er in seinem Film adaptiert hat – sehr zum Missfallen seiner Eltern übrigens.
Du musst nicht unbedingt Deine Lebensgeschichte erzählen, wenn Du einen Film machst – vor allem, wenn Dir das einfach zu persönlich ist. Auch einzelne Ereignisse, Beobachtungen, Dialoge oder der schrullige, liebenswerte Opa als Vorlage für Deinen Protagonisten, kannst Du in Deine filmische Erzählung einfließen lassen.
Deine Filmsprache kann sich an Deinem Leben orientieren: Vielleicht bist Du auf dem Land aufgewachsen und inszenierst daher einen modernen Heimatfilm. Oder Du bewegst Dich in der Hip Hop Szene und lässt dieses Lebensgefühl in Deinen Film einfließen. Deine ganz individuelle Biografie kann ein toller Motor für Deine Filmsprache sein. Authentizität hat dabei immer Priorität.
Historische Ereignisse als Vorlage
Das heißt aber natürlich nicht, dass Du keine Filme über vergangene Ereignisse machen kannst, die Du selbst nicht miterlebt hast. Im Gegenteil, wenn Du Dir Nico Hofmanns Karriere ansiehst, fällt ganz klar auf, dass er viele erfolgreiche Historienfilme produziert hat. Vor allem über den Zweiten Weltkrieg, obwohl er erst danach geboren wurde.
Historische Ereignisse eignen sich hervorragend fürs szenische Erzählen. Wichtig ist nur, dass Du genau recherchierst und Deinen Film möglichst nah an der Zeit, in der er spielt, erzählst. Sowohl die Kostüme und Requisiten, als auch die Sprache müssen passen. Die historischen Ereignisse sollten außerdem akkurat erzählt werden, jede Jahreszahl muss genau stimmen.
Wenn Du Dich wie Nico Hofmann auf Historienfilme spezialisierst, wird sich Deine Filmsprache von Film zu Film weiterentwickeln. Gerade zu Beginn Deiner Karriere kannst Du Dich von anderen Filmemachern inspirieren lassen, die eventuell sogar dasselbe Ereignis verarbeitet haben. Überlege Dir, wie Du einen neuen, individuellen Dreh hinbekommen könntest. Wichtig ist immer, dass Deine Filme ein Alleinstellungsmerkmal haben.
Orientiere Dich am aktuellen Zeitgeschehen
Es muss nicht immer die Vergangenheit sein, die einem als Kulisse dient. Auch vom aktuellen Zeitgeschehen kannst Du Dich inspirieren lassen. Über die Corona-Pandemie gibt es zum Beispiel bereits die ersten Filme. Doch auch Rassismus, Bürgeraufstände und Kriege können sich als Thema anbieten.
Überlege Dir, was Du erzählen möchtest und recherchiere Dein Thema fundiert, damit Dein Film authentisch wird. Ein sozialkritischer Film kann und sollte Deine eigene Sichtweise auf das Thema darstellen. Ein Drama über ein Thema, dass Deiner eigenen Lebensrealität fern ist, sollte hingegen mit sehr viel Fingerspitzengefühl angegangen werden.
Mit Deiner Filmsprache kannst Du ganz klar Position beziehen. Über die Jahre solltest Du Sie immer weiter entwickeln und Deine individuelle Handschrift überprüfen. Nico Hofmann empfiehlt sich immer wieder zu überlegen, wie Ästhetik und die eigene Handschrift eine neue Form bilden können. Das ist sicher eine Herausforderung, sowohl bei der Regie als auch als Filmproduzent. Aber eben auch das Spannende am Filmemachen: Die eigene Entwicklung und das sich immer wieder neu erfinden, um ganz andere Erzählweisen für unterschiedliche Themen zu finden ist vermutlich das Schönste am filmischen Erzählen.