Die aktuelle Situation hat gezeigt, wie die Digitalisierung im Alltag unsere Gesellschaft nicht nur verändert hat, sondern auch weiterhin verändern wird – sowohl im Privatleben als auch im Beruf. Doch was bedeutet das für unsere Zukunft?
Digitalisierung im Alltag: Wie hat sie unsere Gesellschaft verändert?
In den letzten 25 Jahren hat sich unsere Welt durch den Siegeszug des Internets nachhaltig verändert. Digitale Medien werden inzwischen von allen Altersgruppen genutzt, insbesondere um mit anderen Menschen zu kommunizieren und sich über aktuelle Geschehnisse in der Welt auf dem Laufenden zu halten. Doch auch die Arbeitswelt hat sich nachhaltig verändert: Firmen arbeiten vermehrt digital und es gibt wohl kaum ein Unternehmen, das keinen Webauftritt oder einen eigenen Social-Media-Kanal besitzt.
Laut der Studie Digitalisierung 2020 geben bei der Mediennutzung der Deutschen vor allem Messenger, Chats und soziale Medien den Ton an. Besonders für junge Menschen unter 30 sind soziale Netzwerke ein wichtiger Teil ihres Lebens: Hier werden nicht nur Fotos und Videos geteilt, sondern auch kommuniziert. Viele engagieren sich außerdem sozial: Bewegungen wie Black Lives Matter oder Fridays for Future zeigen, dass viele Menschen sich über die Netzwerke organisieren und sie zugleich zu Aufklärungszwecken nutzen.
Die Digitalisierung ist also längst ein fester Bestandteil unseres Alltags und Lebens geworden. Und diese Entwicklung lässt sich auch nicht mehr einfach so umkehren. Neben vielen positiven Aspekten besitzt die Digitalisierung natürlich auch ihre Schattenseiten. Manche Menschen vernachlässigen Kontakte im echten Leben oder entwickeln eine regelrechte Sucht nach sozialen Medien. Außerdem empfinden gerade Jugendliche und junge Erwachsene einen nie da gewesenen Druck. Tagtäglich sehen sie vermeintlich perfekte Menschen und deren Leben, die fern ihrer eigenen Lebensrealität sind. Gerade jungen Menschen fällt es oft schwer zu erkennen, dass diese Perfektion nichts mit der Realität zu tun hat und auch im Leben von Influencern nicht immer alles so gut ist, wie es scheint.
Ein großes Problem sind auch die vielen Falschmeldungen, die innerhalb der Informationsflut des Internets geteilt werden. Algorithmen sorgen dafür, dass Internetnutzer meist nur das sehen, was ihren persönlichen Präferenzen und Interessen entspricht. Es ist teilweise kaum noch zwischen falsch und richtig zu differenzieren. Das kann dazu führen, dass eine Gesellschaft sich stark spaltet und Menschen indirekt manipuliert werden.
Wie die Pandemie die Digitalisierung vorantreibt
Die Coronapandemie hat die Digitalisierung im Alltag noch weiter vorangetrieben. Während Ausgangssperren das öffentliche Leben weltweit fast zum Stillstand gebracht haben, haben viele Unternehmen im großen Umfang in die Digitalisierung investiert. Vor allem Videokonferenz-Dienste zählen zu den klaren wirtschaftlichen Gewinnern der Pandemie. Zudem nutzen nun auch ältere Menschen digitale Dienste vermehrt, um mit der Außenwelt in Kontakt zu bleiben.
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Messenger und Chats sind in Zeiten von Social Distancing sicher ein guter Weg, um mit den Liebsten in Kontakt zu bleiben. Sie ersetzen allerdings nicht den menschlichen Direktkontakt. Besonders ältere Menschen und Alleinstehende mussten das schmerzlich erfahren: Laut aktuellen Studien fühlen sich viele von ihnen isoliert und leiden unter den Kontaktbeschränkungen.
Zukunftsaussichten: Wie geht es jetzt weiter?
Grundsätzlich spalten sich die Meinungen: Während manche die vorangetriebene Digitalisierung als Möglichkeit sehen, in eine neue Zukunft aufzubrechen, erleben andere die Abkehr von der alten Welt als eine Bedrohung. So oder so lässt es sich aber nicht von der Hand weisen, dass unsere Gesellschaft sich maßgeblich verändert hat und auch weiterhin verändern wird.
Am deutlichsten hat sich laut Experten der Arbeitsalltag weiterentwickelt. Auch in Zukunft wird Homeoffice eine wichtige Option bleiben und viele Prozesse werden weiterhin digitalisiert ablaufen. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten, um zum Beispiel vermehrt multikulturelle Teams aufzubauen, die über Ländergrenzen hinweg zusammen arbeiten. Zum anderen hat die Coronapandemie aber auch gezeigt, wie wichtig Kindergärten und Schulen sind. Kinder und Jugendliche brauchen den direkten Austausch mit Gleichaltrigen. Außerdem ist es eine enorme Last für viele Eltern Homeoffice, Homeschooling und Haushalt unter einen Hut zu bekommen.
Was von der Coronapandemie im Zuge der Digitalisierung bleiben wird, lässt sich aktuell nur vermuten. Klar ist, dass Videokonferenzen und Messenger echten menschlichen Kontakt nicht ersetzen können. Daher glauben viele, dass nach dem Ende der Pandemie neue Zeiten anstehen, die den 1920er-Jahren ähneln könnten: Nach der Krise und Jahren der Entbehrungen werden die Menschen das ganz alltägliche Leben viel mehr zu schätzen wissen, sich vermehrt treffen und feiern. Restaurantbesuche, Konzerte und Partys waren lange Zeit keine Selbstverständlichkeit. Um so mehr werden sie vermutlich nach dem Ende der Pandemie zelebriert werden, um die Kluft, die durch Social Distancing entstanden ist, zu schließen. Außerdem werden viele Menschen öfter bewusst offline gehen, um die Gesellschaft anderer mehr zu genießen.