Ausgesucht von Heiner Lauterbach
Das Genre Schauspielerei geht oft einher mit der Begeisterung für Filme im Allgemeinen. Jeder Schauspieler hatte diesen einen Moment, bei dem es Klick gemacht hat und klar wurde, das will ich auch machen: die Bühne soll mein Leben sein. Auslöser dafür sind eben oft Filmklassiker selbst.
Schauspieler und Meet Your Master Instructor Heiner Lauterbach ist seit 30 Jahren im Filmgeschäft tätig. Schon als kleiner Junge hat ihn die Leinwand fasziniert. Hier verrät er zehn Filme, die ihn begeistern und warum. Dabei ist ihm die Auswahl sehr schwergefallen, denn er könnte mindestens 100 Titel nennen.
To be or not to be
Sein oder Nichtsein von 1942
Für Heiner Lauterbach unangefochten auf Platz 1 seiner Filmliste ist „To be, or not to be“ von Ernst Lubitsch. Der gebürtige Berliner ist in den 20iger Jahren nach Hollywood ausgewandert, um dort Karriere zu machen.
Die Handlung des Filmes spielt 1939 in Warschau, während die Nationalsozialisten einmarschieren. Eine Theatergruppe probt zur gleichen Zeit ein Anti-Hitler-Stück und inszeniert es getarnt als Hamlet-Aufführung.
Der Mix aus Gefahr, Ernst, Parodie und Komik lässt die Zuschauer keine Sekunde los und ist auch heute noch hochaktuell.
Bis in die kleinste Nebenrolle ist dieses Werk einzigartig. Wer Felix Bressart als erfolglosen und doch so leidenschaftlichen Schauspieler Greenberg gesehen hat, wird ihn sein Leben lang nicht vergessen.
Dieser Film ist ein Meisterwerk und hat Generationen von Filmbegeisterten sowie Filmemachern geprägt. Billy Wilder selbst hat über seinem Schreibtisch ein Plakat hängen auf dem zu lesen steht: „Wie würde Lubitsch es machen?“
Lawrence of Arabia
Lawrence von Arabien von 1962
„Den mit sieben Oscars ausgezeichneten Monumentalfilm nicht auf dieser Liste zu haben wäre fahrlässig“, sagt Lauterbach über „Lawrence of Arabia“.
Der Kameramann Freddie Young hat diesen mit einer 70 mm Kamera gedreht. Dies auf einer großen Leinwand zu erleben, ist ein einzigartiges Erlebnis, besonders in Kombination mit der wunderschönen Filmmusik von Maurice Jarre.
Der Film erzählt die Heldengeschichte des T.E. Lawrence, der für seine Ideale kämpft und einsteht.
Wenn es einen Film auf der Welt gibt, der fürs Kino gemacht ist, dann dieser.
It’s a wonderful life
Ist das Leben nicht schön? von 1946
James Stewart, der die Hauptrolle spielt, ist einer von Heiner Lauterbachs amerikanischen Lieblingsschauspielern.
„It`s a wonderful life“ erzählt die Geschichte eines lebensmüden Mannes, der mit Unterstützung aus dem Himmel neuen Lebensmut erhalten soll. Es ist ein herrlicher Appell an das Schicksal und Freuden auf der Welt, die kein Auge vor Rührung trocken lässt.
Some like ist hot
Manche mögen’s heiß von 1959
Für viele die Mutter aller Verwechslungskomödien und ein gelungener Wurf von Meister Billy Wilder.
Zwei Gauner verkleiden sich als Frauen, um nicht erkannt zu werden und verlieben sich in die bezaubernde Marilyn Monroe.
Die Umsetzung ist bis heute mit nichts zu vergleichen. Bunt, laut und wild ist der Film, der die Lachmuskeln ordentlich strapaziert.
The Graduate
Die Reifeprüfung von 1967
Dustin Hoffmann ist der Grund weshalb Heiner Lauterbach zum Film wollte. Er begeistert ihn bis heute und „Die Reifeprüfung“ ist nicht nur dank der wunderschönen Musik eines seiner Lieblingsfilme.
„Wenn Dustin Hoffman in seinem roten Cabriolet über die Golden Gate Bridge fährt und Simon & Garfunkle dazu and here’s to you, Mrs. Robinson singen, dann ist das einfach großes Kino.“ sagt Lauterbach.
Hoffmann spielt den jungen Ben, der eine leidenschaftliche Affäre mit der verheirateten Mrs. Robinson beginnt, aber sich im Laufe des Films in ihre Tochter verliebt. Der Ärger ist damit vorprogrammiert.
The Godfather
Der Pate 1 + 2 von 1972
Obwohl der Film in der Darstellung der Mafia völlig überzogen und unrealistisch ist, gehört dieser Zweiteiler unbedingt in Heiner Lauterbachs Filmliste. Wahrscheinlich ranken sich um den Film, mittlerweile genauso viele Mythen, wie auch um die Mafia selbst. Eine davon ist, dass Marlon Brando für die Rolle des Paten anonym gecastet worden sein soll. Die Filmstudios wollten ihn eigentlich nicht für die Rolle besetzen. Das wäre rückblickend ein großer Fehler gewesen.
Die echte Mafia war – so heißt es – so beeindruckt von der Wiedergabe im Film, dass sie ihr Aussehen und die Verhaltensweisen des Filmes im wahren Leben kopiert haben. Schöne Vorstellung, wie sie sich dann grimmig angesehen haben und sich gegenseitig ins Ohr flüsterten: „Ich werde dir ein Angebot machen, dass du nicht ablehnen kannst.“
Witness
Der einzige Zeuge von 1985
Peter Weir gehört zu Heiner Lauterbachs Lieblingsregisseuren. Filme wie „Witness“ oder „Der Club der toten Dichter“ gehen immer tief unter die Haut und lassen einen nicht mehr los.
„Witness“ handelt von einem Mord, deren einziger Zeuge ein 7jähriger Amish-Junge ist. Harrison Ford spielt den Polizisten, der im Dorf, der Amish untertaucht, um den Jungen zu beschützen. Dabei tut sich ein großes Netzwerk von Korruption auf.
Für Heiner Lauterbach ist es der beste Film mit Harrison Ford. „Wenn er zusammen mit den Amish People das Holzhaus für einen Nachbarn baut, aus der Flasche Milch trinkt und wir den Score von Maurice Jarre hören – mein Gott ich liebe diesen Film.“
White Nights
Nacht der Entscheidung von 1985
„White Nights“ begeistert laut Heiner Lauterbach nicht unbedingt mit dem Inhalt des Filmes. Allerdings tun dies die Tanzszenen dafür umso mehr. Gregory Hines und Mikhail Baryshnikov tanzen wortwörtlich um ihr Leben, wenn sie dem russischen KGB entfliehen wollen. „Es sind die besten Tanzszenen, die ich jemals in einem Film gesehen habe und ganz nebenbei spielen auch noch die bezaubernde Isabella Rosselini und Helen Mirren mit.“
Good Fellas
Drei Jahrzehnte in der Mafia von 1990
Eine Filmliste ohne einen Martin Scorsese Film wäre unvollständig. Scorsese ist einfach ein Muss für alle, die sich für das Fach Schauspielerei begeistern. Klar, es hätte auch „Wie ein wilder Stier“ sein können. Oder „Departed“. Oder „Taxi Driver“. Oder „Casino“. Oder „Wolf of Wall Street“. Oder „Shutter Island“. Oder „Gangs of New York“. Oder „Aviator“. Oder, oder, oder.
In „Good Fellas“ geht es um den Aufstieg von Henry Hill in der New Yorker Mafiosi Welt der 50iger Jahre. Schon als kleiner Junge ist er fasziniert vom Lebensstil der Unterwelt und begibt sich bewusst in deren Hände. Der Zuschauer erlebt hier seinen Aufstieg vom Laufburschen zum gefürchteten Profi-Gangster.
Harms
Harms von 2013
„Harms“ ist der einzige deutsche Film auf Heiner Lauterbachs Liste. Noch dazu spielt er selbst die Hauptrolle und ist mit dem Autor und Regisseur Nikolai Müllerschön gut befreundet. Aber jeder der den Film einmal gesehen hat, wird verstehen, warum dieser hier nicht fehlen darf. Es sind die vielen kleinen schönen und genialen Filmmomente, die „Harms“ zu etwas ganz Besonderem machen:
Der stille Gangster Harms kommt nach 16 Jahren aus dem Gefängnis und möchte eigentlich die wiedererlangte Freiheit genießen. Wäre da nicht, das auf den ersten Blick einfache und lukrative Angebot, einen weiteren Raub zu begehen.