Niemand will als Egoist bezeichnet werden, denn Ich-Bezogenheit wird in unserer Gesellschaft als etwas Negatives angesehen. Doch ein gesunder Egoismus ist wichtig und ein Ausdruck von Selbstliebe. Erfahre in diesem Artikel, wieso er nichts mit Selbstsucht zu tun hat und wie du ihn in deinem eigenen Leben integrieren kannst.
Was ist gesunder Egoismus?
„Erst ich, dann die anderen!“ Dieser Satz löst bei dir vermutlich eher negative Assoziationen aus: Was nimmt sich so ein Mensch heraus, dass er zuerst auf sich schaut? Wie kann er oder sie nur an seinen eigenen Vorteil denken, anstatt an die anderen? Und ja, Selbstsucht und Rücksichtslosigkeit sind durchweg negative Eigenschaften. Mit gesundem Egoismus haben sie allerdings nichts zu tun.
Viele Menschen opfern sich regelrecht für andere auf und stecken immer zum Wohle von Freunden, Familie und Kollegen zurück. Sie vergessen vollkommen auf ihre eigenen Bedürfnisse zu schauen, fühlen sich ausgelaugt und gestresst. Doch damit ist weder den anderen noch einem selbst geholfen. Denn wie soll man anderen etwas geben, was man selbst nicht hat?
Einem liegengebliebenem Auto kannst du ja auch nur dann Starthilfe geben, wenn deine eigene Autobatterie voll ist. Und so ist es auch im Leben: Wenn du mit dir selbst im Reinen bist und auf dich achtest, kannst du auch anderen helfen und ein gutes Gefühl vermitteln. Gesunder Egoismus ist daher lebensnotwendig und ein Akt von Selbstliebe. Egoistisch zu sein, ist außerdem etwas grundsätzlich Menschliches. Denn wenn wir jemandem helfen, streben wir unterbewusst immer nach Anerkennung, Dankbarkeit und Liebe. Wir wollen etwas Gutes tun und vom anderen wissen, dass wir das Richtige getan haben.
Positiver Egoismus ist also etwas Gutes, denn wenn du darauf achtest, dass es dir selbst gut geht, wirst du insgesamt selbstbewusster und glücklicher. Und wenn du dich selbst gut leiden kannst, bist du automatisch zu anderen freundlicher und hast mehr Energie, ihnen zu helfen, wenn es nötig ist. Als gesunder Egoist führst du zudem bessere Beziehungen, da du dich nicht von anderen Menschen emotional abhängig machst. Stattdessen bist du mit dir selbst okay und weißt, dass dein eigenes Glück nicht von anderen Personen abhängt.
Außerdem macht gesunder Egoismus dich erfolgreicher, da du von deinen Fähigkeiten überzeugt bist und dir deswegen mehr zutraust. Dadurch wirst du unabhängig von der Meinung anderer Menschen und ziehst dein Ding durch. Da du dich nicht für andere verbiegst, lebst du authentischer und stehst für deine eigenen Werte ein. Wie du siehst, hat das alles nicht das Geringste mit Selbstsucht oder Rücksichtslosigkeit zu tun – ganz im Gegenteil. Es ist vielmehr pure Selbstliebe.
Natürlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass es negativen Egoismus gibt. Der Unterschied zum positiven Egoismus ist aber recht offensichtlich: Wer andere zu seinem Vorteil ausnutzt und versucht, ihnen seinen eigenen Willen aufzuzwingen, hat die falschen Motive. So ein Mensch handelt nicht aus Selbstliebe, sondern hat große Angst davor, dass er zu kurz kommt. Er besitzt ein schwaches Selbstwertgefühl, welches er durch sein rücksichtsloses Verhalten zu kompensieren versucht.
Zur Stärkung deines Selbstwertgefühls durch positiven Egoismus gibt es hier folgende zielführende Tipps:
Tipp 1: Sag öfter mal NEIN
Vielen Menschen fällt es unglaublich schwer, Nein zu sagen. Ihr Helfersyndrom verbietet es regelrecht und sie haben Angst, ich-bezogen zu wirken, wenn sie jemandem einen Wunsch abschlagen oder enttäuschen. Das Problem: Solche Menschen werden häufig ausgenutzt und mitunter sogar zum Vorteil anderer manipuliert.
Daher ist es wichtig, dass du lernst, Nein zu sagen, wenn es nötig ist und deine eigenen Grenzen setzt. Denn dadurch machst du dem anderen klar, dass du deine eigenen Bedürfnisse hast und nicht immer springst, sobald er oder sie mit dem Finger schnippt. Helfen ist die eine Sache, sich ausnutzen zu lassen, die andere.
Tipp 2: Sei authentisch und stehe für dich ein
Wir alle wollen authentisch sein, also unser Leben nach unseren Regeln leben, unsere Meinung offen kundtun und uns unsere Träume und Wünsche erfüllen. Doch viele Menschen stecken lieber zurück, anstatt ihre Wahrheit zu leben. Sie haben Angst davor, nicht zu genügen oder von anderen verurteilt zu werden, wenn sie genau das tun, was sie gerne machen würden.
Doch wer frei und selbstbewusst seinen Weg gehen möchte, der muss sein Leben nach seinen Vorstellungen selbst gestalten. Sag also öfter, was du dir wirklich wünschst und kommuniziere es offen mit deinen Mitmenschen. Das bedeutet nicht, dass du rücksichtslos bist, sondern vielmehr, dass du ehrlich zu dir und anderen bist.
Tipp 3: Was andere denken, ist ihre Sache
Viel zu oft steht man sich selbst im Weg, weil man Angst davor hat, was andere Menschen über einen denken könnten. Doch woher willst du wissen, was in den Köpfen anderer wirklich vorgeht? Du kannst schließlich keine Gedanken lesen. Mach dir außerdem bewusst, dass die meisten Menschen viel mehr mit sich selbst beschäftigt sind und gar keine Zeit haben, ständig über dich, dein Verhalten und deine Entscheidungen nachzudenken.
Selbst wenn jemand etwas Negatives über dich denken sollte, ist das doch eher ihr Problem als deins. Denke also selbst weniger darüber nach, was dein Gegenüber von dir halten könnte und fokussiere deine Gedanken lieber auf das Wesentliche: dich selbst und deine Ziele. Letztere kannst du dir nämlich nur erfüllen, wenn du unerschrocken dein Ding machst.
Tipp 4: Erkenne deine Einzigartigkeit
Jeder Mensch ist individuell und wertvoll. Doch leider haben viele Menschen ein schlechtes Selbstbild von sich und trauen sich nichts zu. Sie wollen bloß nicht auffallen oder gar ein Risiko eingehen. Letzteres gehört aber zum Leben dazu. Deswegen ist positiver Egoismus bzw. Selbstliebe so wichtig: Du erkennst, dass du ein einzigartiger und wertvoller Mensch bist. Mit all deinen Stärken und Schwächen. Dich mit anderen zu vergleichen macht deswegen gar keinen Sinn. Von außen siehst du nämlich nur das, was bei anderen richtig gut läuft. Dabei übersiehst du aber schnell, dass jeder Mensch, egal wie erfolgreich oder selbstbewusst er auch sein mag, seine Probleme und Schwächen hat. Deswegen ist jeder Mensch ein einzigartiges Wunderwerk der Natur – auch du!
Tipp 5: Arbeite an der Beziehung zu dir selbst
Du bist der einzige Mensch, mit dem du jede einzelne Sekunde deines Lebens verbringen wirst. Deswegen ist es wichtig, dass du dich selbst annimmst und liebst. Das hat nichts mit Selbstverliebtheit zu tun, sondern vielmehr mit Selbstakzeptanz. Wer sich selbst so akzeptiert, wie er ist, braucht die Liebe und Anerkennung von außen gar nicht. Da er sich selbst liebt und annimmt, ist er mit sich selbst im Reinen und kommt auch alleine gut klar.
Zwischenmenschliche Beziehungen sind zwar wichtig, du solltest dir aber eines immer bewusst machen: Andere Menschen können zu deinem Glück beitragen, aber sie können dich nicht glücklicher machen, wenn du es selbst nicht bist. Außerdem kannst du anderen Menschen nur das geben, was du selbst im Herzen trägst. Die Arbeit an der Beziehung zu dir selbst ist daher ein lebenslanger, wichtiger Prozess und du solltest ihm deine volle Aufmerksamkeit schenken.
Menschen, die einen positiven Egoismus leben, sind nachweislich erfolgreicher im Leben. Es fällt ihnen leichter, fokussiert zu bleiben und sich selbst zu motivieren. Ein gutes Beispiel für einen Menschen, der unerschrocken seinen Weg gegangen ist, ist Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Lerne in seinem Meet Your Master Kurs, wie du dich immer wieder selbst motivieren kannst und deine Ziele dadurch nie aus den Augen verlierst.